SICHERE BASIS
Wenn die Welt um dich herum in Bewegung und voller Aufruhr ist, wie kannst du sicherstellen, dass du nicht grübelst und gut schläfst? Der erste Schritt besteht darin, eine sichere Basis zu finden. Das ist der Ankerpunkt, zu dem du immer wieder zurückkehren kannst, wenn deine Gedanken in alle Richtungen abwandern. Dieser Ankerpunkt kann der Atem oder der Körper sein wie auch ein Objekt sowie jeder andere Bezugspunkt. Das Secure Base-Achtsamkeitstraining hilft dir, mit dem ständigen Beschäftigt sein aufzuhören und den Autopiloten auszuschalten. Wenn du zu deinem Anker zurückkehrst, tritt Entspannung ein. Und dein Nervensystem reagiert darauf.
“Life is best organized as the series of daring ventures from a secure base.“
John Bowlby
Secure Base für Stabilität und Vitalität
Secure Base bezeichnet eine sichere Basis; einen Anker, zu dem du inmitten von allem, was geschieht – der Unruhe in dir selbst oder der Aufregung mit anderen und der Welt um dich herum – zurückkehren kannst. Solch ein sicheres Fundament gibt dir Stabilität, Verbindung und Belastbarkeit, um dich den Herausforderungen deines Lebens zu stellen.
Bindungsmuster
Wenn du in einem sicheren Umfeld aufgewachsen bist, erlebst du als Erwachsener eine sichere Basis in dir selbst: ein solides Fundament, von dem aus du dich mit anderen und der Welt verbinden kannst. Doch wenn deine Bindung nicht sicher genug war, hast du eine Überlebensstrategie entwickelt, um dieses Gefühl der Unsicherheit auszugleichen. So kann es sein, dass du sehr autonom und unabhängig bist und dich nicht traust, dich zu verbinden. Oder du suchst ständig nach Aufmerksamkeit und Bestätigung und hast Schwierigkeiten, unabhängig zu sein. In Stresssituationen aktivierst du unbewusst deine Überlebensstrategie, um dich in (falsche) Sicherheit zu bringen.
Schaffung einer sicheren Basis
Diese Überlebensmuster kannst du verändern, indem du dir eine sichere Basis schaffst. Beispielsweise indem du deine Aufmerksamkeit bewusst auf den Körper richtest und spürst, ob es einen Ort gibt, der für dich sicher genug ist. Wenn ja, fühlst du dich zentriert. Auch im Raum um dich herum oder in den Geräuschen, die du hörst, kannst du eine sichere Basis erfahren. Zu dieser neuen Erfahrung der Sicherheit kannst du jederzeit zurückkehren. Schließlich ist sie immer da – auch wenn sich alles um dich herum ändert.
Neurowissenschaft
Secure Base Mindfulness beruht auf Erkenntnissen aus der Neurowissenschaft und basiert auf der Polyvagal-Theorie von Stephen Porges. Diese Theorie zeigt, wie das autonome Nervensystem auf Signale reagiert: vom Körper, von anderen und von der Welt um dich herum. Je nachdem, wie das vegetative Nervensystem diese Signale interpretiert, werden die verschiedenen Schichten des Gehirns aktiviert:
- das primitive Gehirn
- das emotionale Gehirn
- das denkende Gehirn
Die Ampel
Du kannst die Ampel als Metapher für die verschiedenen Zustände des Nervensystems sehen. Tagsüber ändert es ständig seine Farbe. Schließlich scannt das vegetative Nervensystem immer nach Gefahren. Diese können von der Umgebung ausgehen, vom Kontakt mit einer anderen Person oder von Signalen des Körpers. Das Nervensystem mobilisiert sich dann automatisch. Wenn die Gefahr vorüber ist, kehrt das Nervensystem in den grünen Bereich zurück. Bei unverarbeitetem Trauma ist das Nervensystem ständig in gelb oder rot und selten in grün. Damit will es sich selbst aus dem Zustand der Bedrohung herausbringen.
Wenn du dich sicher genug fühlst, sind die verschiedenen Schichten des Gehirns miteinander verbunden. Sie sind „online“ und offen dafür, sich mit sich selbst und anderen zu verbinden. Dann erlebst du ein Gefühl der Sicherheit: Das Nervensystem befindet sich im „grünen Bereich“. Du nimmst Körperempfindungen, Gefühle und Gedanken wahr. Doch wirst du von ihnen nicht überrascht oder mitgerissen. Du befindest dich in einem entspannten Zustand und kannst bewusster auf Fragen und Situationen reagieren.
Und wenn du dich nicht sicher genug fühlst? Dann mobilisiert sich das emotionale Gehirn als Reaktion auf die Gefahr, indem es dich dazu bringt, zu kämpfen oder zu fliehen. Funktioniert diese Abwehrstrategie nicht mehr, dann reagiert das primitive Gehirn mit Erstarren. Du bist „offline“ und verlierst die Verbindung zu dir selbst und zu anderen. Das Nervensystem wurde aktiviert und befindet sich nun im „roten Bereich“. Aus diesem roten Bereich heraus nimmst du dich selbst und den anderen wahr: Du fühlst dich schnell angegriffen oder willst dich ständig beweisen oder verteidigen.
Mit einfachen Übungen bist du in der Lage, das Nervensystem wieder in den „grünen Bereich“ zurückzubringen.
Secure Base Modell
Beim Secure Base Modell steht die sichere Basis mit ihren vier Qualitäten im Mittelpunkt. Jedes Secure Base-Achtsamkeitstraining hilft dir, diese vier innere Qualitäten – die 4 C`s – zu entwickeln und zu fördern. Mal liegt der Fokus mehr auf der einen Qualität, mal mehr auf der anderen.
Du lernst auch schwierige Gefühle zu tolerieren und zu regulieren, so dass du nicht von ihnen überwältigt wirst. Dieser Prozess verändert den Blick auf dich selbst, andere Menschen und die Welt. Viele Teilnehmende entdecken auch, dass es hilfreich ist, diesen Prozess nicht allein zu durchlaufen, sondern gemeinsam. Auf diese Weise kann sich das Gefühl, allein und isoliert zu sein, auflösen und du fühlst dich verbundener.